Strokes –
Das menschliche Grundbedürfnis nach Anerkennung und Zuwendung

Das Konzept der «Strokes» beschreibt das menschliche Grundbedürfnis nach Anerkennung und Zuwendung. Sie sind so wichtig wie Nahrung und beeinflussen unsere persönliche Entwicklung positiv oder/und negativ.

Nach Eric Berne (Begründer der Transaktionsanalyse) gibt es drei Antriebsfaktoren beziehungsweise «Hungerarten», die auch als Grundbedürfnisse bezeichnet werden. «Hunger» deshalb, weil Berne die psychologischen Grundbedürfnisse als von Geburt an in uns angelegt sah, analog dem physiologischen Hunger. Das erste Grundbedürfnis ist der Hunger nach Reizen und Stimulus. Das zweite Grundbedürfnis wird als Hunger nach Anerkennung und das dritte Grundbedürfnis als Hunger nach Struktur bezeichnet.

In diesem Artikel beziehen wir uns auf das zweite Grundbedürfnis, dem Hunger nach Anerkennung und Zuwendung.

Berne beschreibt in seinem Buch «Was sagen Sie, nachdem Sie "Guten Tag" gesagt haben»: Spezielle Anerkennungsformen können nur von anderen Menschen oder gegebenenfalls auch von Tieren gegeben werden. Neben der «Milch» braucht das Kind einen Tonfall, Geruch, Wärmeausstrahlung und Berührung von einer Mutterfigur, «sonst welken sie dahin, wie es erwachsene Menschen tun, wenn sie niemanden haben, der "Guten Tag" zu ihnen sagt» (vgl. Berne, 2007, S. 38).

Strokes

Das Wort «Stroke», welches Eric Berne als eine «Einheit der Anerkennung» (jede Art von mitmenschlichem Kontakt) definiert hat, kann in seiner Bedeutung nicht 1:1 ins Deutsche übersetzt werden, weshalb der englische Begriff verwendet wird. Die wörtliche Übersetzung «Schlag» oder «Streich» signalisiert, dass ein «Stroke» wohltuend und durchaus auch schmerzhaft sein kann. Jeder Mensch hat von Geburt an Zuwendung genauso nötig wie Wärme und Nahrungszufuhr, um sich gesund entwickeln zu können. Die erste Art von Zuwendung ist der körperliche Kontakt: Gehaltenwerden, Liebkosung usw.

Das Wort «Stroke» hat Berne gewählt, um das Bedürfnis des Säuglings nach körperlicher Berührung deutlich zu machen. Auch für Erwachsene ist die körperliche Nähe weiterhin wichtig. Sie sind jedoch fähig, sich auch auf andere Formen von Anerkennung und Zuwendung, wie Mimik, Gestik, Worte und Sprache einzulassen.

All diese Arten von Anerkennung und Zuwendung werden im Konzept der Strokes beschrieben.

Strokes werden wie folgt unterschieden:

Daraus ergeben sich folgende Kombinationen – Beispiele:

Die Intensität der Strokes wird von jedem Menschen subjektiv wahrgenommen und hat einen direkten Zusammenhang mit dem individuellen Lebensplan (in der Transaktionsanalyse wird der Lebensplan auch Skript genannt).

Bekommt ein Kind häufig negative Strokes, wird es lernen, sein Verhalten so beizubehalten, um weiterhin negative Strokes zu erhalten. Es holt sich seine Anerkennung und Zuwendung über negative Strokes. Fazit: Lieber negative Strokes als gar keine Strokes.

Die Menschen entwickeln des Weiteren ihren sogenannten «Lieblings-Strokes-Quotienten». Das heisst, dass nur die Strokes, die zum «Lieblings-Strokes-Quotienten» passen, auch wirklich als «Strokes» angenommen werden (positive und negative Strokes). Unbekannte Strokes werden ausgeblendet oder -gefiltert (Stroke-Filter). Dies erklärt, warum gut gemeinte positive Strokes beim Gegenüber nicht immer als solche angenommen werden können (siehe auch «Strokes im Alltag» – Gespräch zwischen Christine Kohlbrenner-Borter und Stefan Kubli).

Erwähnenswert sind zudem die sogenannten Target-Strokes: Strokes, die «heruntergehen wie Öl», die uns in unserem Innersten treffen, in unserem ursprünglichen Sein. Ein Target-Stroke kann positiv oder negativ sein.

Wir Menschen brauchen Anerkennung und Zuwendung für unsere Entwicklung. Wahrgenommen, gesehen und schlussendlich geliebt zu werden, gehört zu einem tiefen Grundbedürfnis von uns Menschen. Davon bin ich überzeugt. Menschen verhalten sich so, dass sie mit ihrem Verhalten die gewünschte Anerkennung und Zuwendung erhalten, sei diese nun positiv oder negativ.

Verfasst von Christine Kohlbrenner-Borter, Lehrende Transaktionsanalytikerin PTSTA-E und Fachverantwortliche von TA Schweiz

Literatur und Quellen:

  • Ian Stewart/Vann Joines: Die Transaktionsanalyse, Eine Einführung, Herder, Taschenbuchneuausgabe 2023, S. 119 – 137
  • Leonhard Schlegel: Die Transaktionale Analyse, als richtungsübergreifende Psychotherapie, die insbesondere tiefenpsychologische und kognitiv-therapeutische Gesichtspunkte kreativ miteinander verbindet; 6. überarbeitete Auflage 2020, DSGTA (Deutschschweizer Gesellschaft für Transaktionsanalyse), S. 283 – 289.
  • Eric Berne: Was sagen Sie, nachdem sie «Guten Tag» gesagt haben? Psychologie des menschlichen Verhaltens – Geist und Psyche; 20. Auflage 2007, Seite 38, Kindler Verlag GmbH.
  • clever – schulen und beraten GmbH: Dokument, Zusammenfassung Strokes; www.clever-schulenundberaten.ch