Magaly Heller im Interview

Magaly, du kehrst gerade von einer Auszeit zurück. Wie sieht eine solche Auszeit aus?

Magaly: Innehalten mitten im beruflichen Unterwegsein: Familie, Freunde und Natur pur – einfach schön.

Und wie kann ich mir dein berufliches Unterwegssein vorstellen?

Magaly: Vielfältig schön! Ich arbeite als Pflegefachfrau, psychosoziale Beraterin und Ausbilderin. Letzteres war lange Zeit eine Art Hobby, bevor es zu meiner Haupttätigkeit wurde. Mittlerweile vermittle ich an unterschiedlichsten Orten und entsprechend verschiedene Inhalte von Medizinaltechnik über Didaktik bis hin zu Softskills. Der zwischenmenschliche Austausch und das gemeinsame Lernen beglücken mich.

Was beglückt dich bei TA Schweiz?

Magaly: Bei TA Schweiz habe ich das Privileg, gemeinsam mit den TA PTSTA-Lehrenden Christine Kohlbrenner, Livia Zwahlen und Katrin Hodel nebst Transaktionsanalyse auch Idiolektik vermitteln zu dürfen. Das ist für mich ein Geschenk, weil sich beide Konzepte aus meiner Sicht wunderbar ergänzen und wirksam verknüpfen lassen.

Was gefällt dir an der Idiolektik?

Magaly: Gerne zitiere ich an dieser Stelle Andreas Cincera, meinen Idiolektik-Mentor und Firmenpartner: «Idiolektisches Fragen befähigt zu individuellem, wirkungsvollem und kreativem Antworten auf Herausforderungen aller Art.» In meiner Funktion als Ausbilderin halte ich es für sinnvoller, den Studierenden Fragen anstelle von Antworten mit auf den Weg zu geben.

Welche TA-Konzepte begleiten dich auf deinem Weg?

Magaly: Da gibt es zahlreiche. Hilfreich finde ich vor allem die Konzepte Grundhaltungen (Korral-Modell) und Transaktionen. Die Grundhaltungen habe ich von Beginn an geschätzt. Das Modell der Transaktionen empfand ich (u.a. weil damals in einer Weiterbildung oberflächlich vermittelt) lange Zeit als zu technisch und vereinfachend mit der Gefahr, beim Praxistransfer im Spital allzu wertend zu wirken.

Lange Zeit?

Magaly: Ja, sehr lange. Ähnlich, wie wenn man auf einem Instrument Fingerübungen macht, bevor es möglich wird, spontan zu improvisieren. In meiner dreijährigen TA-Grundausbildung bei Margot Ruprecht und Benno Greter durfte ich tiefgründiger lernen und erkennen, dass Vereinfachungen hilfreich sind, um insbesondere in heiklen Situationen prompt auf mehrere Reaktionsmöglichkeiten zurückgreifen zu können. Dieser feinsinnige Variantenreichtum ermöglicht es uns in der TA, behutsamer zu kommunizieren. Dadurch wird mir der oft unschätzbare Wert inklusive ihrer Folgen einer noch so kleinen Transaktion immer wieder aufs Neue bewusst.

Magst du mir erzählen, was du am Korral Modell hilfreich findest?

Magaly: Es bestärkt mich in meiner zwischenmenschlichen Grundhaltung, die nebst der TA Haltung gleichwohl der idiolektischen Grundhaltung entspricht. Sie besagt unter anderem, dass jeder Mensch gut ist und gute Gründe für sein Verhalten hat, selbst dann, wenn seine Verhaltensweisen für mich persönlich weder gefühlsmässig noch logisch nachvollziehbar erscheinen. Somit unterstützt es mich in meinem privaten sowie beruflichen Lernprozess, auch bei herausfordernden Situationen aus einer positiven Haltung, der sogenannten ++ Haltung, zu (re-)agieren und verantwortungsbewusster zu handeln.

Verantwortungsbewusster?

Magaly: Ja, darin übe ich mich; im Sinne der TA selbst- und verantwortungsbewusst zu handeln und aktuell insbesondere Überverantwortung zu vermeiden. Im professionellen Kontext gelingt mir das leichter als privat. Als Mama von drei erwachsenen Söhnen kommt mir beispielsweise hie und da noch mein Beschützerinstinkt in die Quere.

Wie äusserst sich dein Beschützerinstinkt? 

Magaly: Och, das ist ein hartnäckiger Kerl. Er setzt sich verdeckt durch, während ich auf der vermeintlichen Erwachsenen-Ebene krampfhaft versuche, meine übertriebene Fürsorglichkeit zu unterdrücken. Der Arme wird meist postwendend entlarvt, was amüsierend sein kann. Dies tönt beispielsweise so. Ich: Draussen ist es zwei Grad Minus. Sohnemann: Ich habe warm genug mit dieser Jacke. Du siehst, meine Söhne sind nebst meinen Lehrenden, Kolleginnen und Kollegen sowie Studierenden wunderbare Lehrmeister des alltäglichen Lebens.

Hast du noch andere Lehrmeisterinnen und Lehrmeister?

Magaly: Ja, alle meine Verwandten, Freunde und Bekannten, mit denen ich gemeinsame Zeit geniessen darf… und dann habe ich noch ganz besondere Lehrmeisterchen des Lebens. Ihnen begegne ich im Kinderspital. Es sind meine kleinen, oft schwerstkranken Patientchen … ich nenne sie liebevoll «vorbildliche Plusplüsschen».

Danke dir Magaly für den interessanten Einblick in dein Leben und deine TA-Welt!